|
 |
G O S L A R S C H E N - Z E I T U N G V O M 0 6 . D E Z 2 0 0 2 Artikel aus der Goslarschen-Zeitung vom 06. Dez 2002
GOSLAR. Zwischen vorsichtigem Optimismus und unverhohlener Begeisterung bewegte sich die Bandbreite der Kommentare zur geplanten Einrichtung eines Fachbereichs Wirtschaftsrecht der Fachhochschule (FH) Braunschweig/Wolfenbüttel auf dem Gelände der ehemaligen Bundesgrenzschutz-Kaserne am Stollen. Die GZ hatte am Donnerstagabend eine Expertenrunde im Pressehaus zu Gast, die sich mit den Chancen des Fachhochschulstandortes Goslar beschäftigte – und mit großer Genugtuung die Ankündigung von FH-Präsident Prof. Dr. Wolf-Rüdiger Umbach hörte: „Am 20. September 2004 startet das erste Wintersemester in Goslar.“
Freilich lautete die Einschränkung des Professors auch: „Wenn alles glatt geht, denn es ist kein Selbstgänger.“ Vor eine Goslarer FH-Zukunft haben die Götter nämlich mindestens noch zwei Hürden gesetzt: die Zustimmung des Goslarer Rates am 17. Dezember zur Finanzierung des Projektes und das Ja des FH-Senats zum Umzug von Wolfenbüttel in die alte Kaiserstadt, über den das Gremium zwei Tage später entscheidet. Kann also noch etwas schief gehen?
„Im Prinzip nein“ lautete der Tenor der umfangreichen Umbach-Aussagen zu diesem Thema, die die von GZ-Chefredakteur Hans Kraus und GZ-Redakteur Heinz-Georg Breuer moderierte Runde mit dem Fachhochschul-Fördervereinsvorsitzenden Wolfgang Hirschbold, dem Clausthaler TU-Präsidenten Prof. Dr. Ernst Schaumann, Kaufmannsgilden-Chef Reinhard Ripken und dessen Stellvertreterin Annelore Lehrke, dem Dehoga-Vorsitzenden Wilhelm Robben (Dehoga) sowie den Bau-Experten Erhard Meyer (GWG) und Ernst Glazik (Staatliches Baumanagement Harz) erleichtert vernahm. „Wenn der Rat zustimmt, bringe ich eine Mehrheit zusammen“, lautete letztlich die selbstbewusste Auskunft Umbachs.
Ebenso selbstbewusst beharrte der FH-Präsident aber auch auf den finanziellen Forderungen, die er unter „Verabredungen zum Aufbau eines Standortes Goslar“ zusammengefasst hatte. Die Liste enthält unter anderem Verpflichtungen der Stadt zur Übernahme von Personal-, Betriebs- und Baukosten. „Dies sind die Bedingungen des Senats und nicht verhandelbar“, gab er sich in diesem Punkt nicht kompromissbereit. Bereits zweimal, nämlich in Wolfsburg und Salzgitter, habe die FH unter seiner Ägide einen „Neuaufbau gestemmt“, daher wisse er, „wo es kneift“.
Umbach gestand zu, dass das Unterfangen sicherlich ein Kraftakt sei – bei dem man sich offenbar auch verheben kann. Der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter nannte das Beispiel Osnabrück, wo die Kommunalaufsicht einen solchen Vorgang schon einmal gestoppt habe. Zwei Atemzüge später versprühte er jedoch bereits wieder Optimismus und verwies auf das Fachhochschulentwicklungsprogramm bis 2008, in dem Goslar als FH-Standort festgeschrieben sei. Ein Faktum, das wohl unabhängig vom Ausgang der nächsten Landtagswahlen im Februar nächsten Jahres so bestehen bleibe. „Die Signale gehen in diese Richtung“, sagte Umbach. Für Februar kündigte er auch die Vorlage eines Raumprogramms an, in dem die FH ihren Bedarf für Goslar präzisieren werde.
Wie wichtig eine FH für Goslar und die Region wäre, machten die Aussagen der Experten deutlich. Reinhard Ripken und Annelore Lehrke sprachen von einer „euphorischen Stimmungslage“, der Handel sei „hoch erfreut über die dringend notwendige Entwicklung“. Die Kundschaft, so Ripken, werde sich „in der Masse verjüngen“, neue Segmente und sogar Geschäftsideen würden möglich gemacht. Nicht nur die Studenten selbst, auch deren Besucher aus Freundes- und Verwandtenkreis stärkten die Kaufkraft. „Die wollen wir natürlich abschöpfen“, so Ripken, der zusammenfasste: „Die Fachhochschule ist ein Segen für den Handel.“
Ähnlich sah es Dehoga-Chef Wilhelm Robben, der noch weiter ausholte. Durch Abzug der französischen Soldaten, den Weggang des Bundesgrenzschutzes und Ausdünnung des Fliegerhorstes habe die Gastronomie sehr gelitten. „Die Probleme werden immer gravierender“, sagte er und verwies darauf, dass es in der Innenstadt früher einmal fast ein halbes Dutzend Diskotheken gegeben habe – gegenwärtiger Stand: Fehlanzeige. Robben sah das Jahr 2003 als mögliche entscheidende Zäsur, wenn es neben einer positiven FH-Entwicklung gelänge, das City-Management und vielleicht sogar das Fünf-Sterne-Hotel am Stadtgarten zu realisieren: „Wir müssen Strukturen aufbrechen und verändern, es kann einen hervorragenden Mix ergeben.“fh
zurück
|
 |